Warning: Invalid argument supplied for foreach() in /home/.sites/128/site3746673/web/wp-content/plugins/amp/includes/utils/class-amp-dom-utils.php on line 42 Ein Kind im Krieg | Zum Beispiel Eichgraben

Ein Kind im Krieg

Elfriede Bruckmeier erinnert sich

von Lydia Mitterbauer

Bereits im Kindesalter können sich Erlebnisse tief ins Gedächtnis prägen. Elfriede Bruckmeier erinnert sich noch genau an den Krieg und die Zeit danach, obwohl sie erst 1940 auf die Welt kam. Eine ihrer frühesten Erinnerungen ist der Tod einer Frau in Eichgraben. Sie wollte wissen, wie eine Tote aussieht, doch es wurde ihr verwehrt. Auf kindliche Neugier traf Unverständnis.

Neben all den schlimmen Erlebnissen und Nöten, die der Krieg mit sich brachte, zeigte sich dennoch große Hilfsbereitschaft. So erinnert sich Frau Bruckmeier an jene Frau, die Kriegsgefangenen heimlich zu essen gab. Ihre Hilfe blieb aber nicht unbemerkt. „Ein strammer Nazi“ sorgte dafür, dass der gehbehinderte Ehemann dieser Frau, der zuvor als untauglich galt, sofort an die Front geholt wurde. Als der Krieg vorbei war und jener Nazi schließlich verhaftet wurde, ging es seiner Familie sehr schlecht. Während die damaligen EinwohnerInnen von der Familie Abstand nahmen, war es schließlich wieder diese Frau, die den Leuten zu essen gab.

© Lydia Mitterbauer

Auch eine weitere Geschichte, die gut ausging, ist Frau Bruckmeier im Gedächtnis geblieben. Sie erinnert sich noch immer an das Ehepaar Primus, das in der Wiener Seegasse in einem jüdischen Altersheim überleben konnte. Zuvor wollte sich die Frau umbringen, da sie Jüdin war und ihren nichtjüdischen Mann so schützen wollte. Er konnte es jedoch verhindern und so kamen sie in Wien unter und verbrachten dort den Rest ihres Lebens.

Doch nicht nur Leid und Zusammenhalt prägten Eichgraben, auch Deportationen der jüdischen Gemeindemitglieder haben Spuren hinterlassen.

Deportiert wurde damals in Wien vom Aspangbahnhof aus. Die Menschen mussten sich selbst melden, wurden am Bahnhof gesammelt und Richtung Norden gebracht.

„Es waren viele. Trotz dem, dass so viele weg konnten. Aber eben nur die Reichen, immer wieder dasselbe.“

An zwei Frauen kann sich Frau Bruckmeier erinnern, die damals deportiert und ermordet wurden. Zumindest an Olga Neufeld kann sich heute sogar die ganze Gemeinde erinnern, wenn sie auf dem Weg gehen, der nun nach ihr benannt wurde.

Heute lebt Frau Bruckmeier bereits seit über siebzig Jahren in Eichgraben und hat den Ort mit all seinen Facetten und Veränderungen erlebt. Ihre Erlebnisse und Erkenntnisse ließ sie jedoch nicht spurlos vorübergehen, sondern hielt sie in Notizen, Schriftstücken und mit der Gründung einer Galerie fest.

Die Idee für die Galerie kam durch einen Autounfall. Frau Bruckmeier und ihr Mann waren wie so oft auf dem Weg nach Wien, da es in Eichgraben kaum Unterhaltungsangebote gab.

Bei diesem Autounfall kam schließlich die Idee von Herrn Bruckmeier, doch zuhause in Eichgraben eine Galerie zu eröffnen, um sich den Weg nach Wien zu sparen. Sie kannten genügend Leute, darunter viele KünstlerInnen, um dementsprechend ein Angebot bereitstellen zu können. So konnte klein gestartet werden, bis die Veranstaltungen immer größer wurden.

Frau Bruckmeier hat nach all den Jahren unzählige Geschichten zu erzählen, viele schöne, viele traurige. Nach zahlreichen Erlebnissen in Eichgraben, aber auch weit weg von Zuhause, ist ihre Neugier und ihr Engagement jedoch kein bisschen kleiner geworden. Bei einer Runde durch die Galerie kommen schließlich nicht nur Erinnerungen an ihren verstorbenen Mann auf, auch ihr Interesse an Kunst kommt zum Vorschein. Nach einem facettenreichen Gespräch bildet die Galerie einen farbenfrohen Abschluss.

©Lydia Mitterbauer
Es blieb nicht nur bei der Kunst. Einmal mehr führte ein Ausflug zu neuen Ideen und Nachforschungen. In den 70er Jahren lernten die Bruckmeiers in Zürich einen Kunsthändler mit jüdischer Abstammung aus Eichgraben kennen. Das Interesse war sofort geweckt, mehr über Juden in Eichgraben herauszufinden. Die Idee geriet bis zum Gedenkjahr 2005 jedoch wieder in Vergessenheit. Seitdem hat Frau Bruckmeier sich viel mit den ehemaligen jüdischen Häusern beschäftigt.
© Lydia Mitterbauer

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