Im Namen Gottes

Wie Pfarrer Josef Seiwald die christlichen Werte lebte

von Antonia Hafner

Er war ein Geistlicher, der mit seiner Art und seinem Wirken in die Geschichte von Eichgraben eingegangen ist. Josef Seiwald war ab 1941 Pfarrprovisor von Eichgraben. Ursprünglich war er der Kaplan der Pfarre Maria Anzbach, zu der Eichgraben damals vermögensrechtlich gehörte.

Bis heute ist Josef Seiwald in Eichgraben eine Persönlichkeit. Als Pfarrer war er im Ort sehr beliebt. Auch bei den Kindern und Jugendlichen, wie die Eichgrabnerin Katharina Kuntner sich erinnert:

Einer der Gründe für seinen guten Ruf ist mit Sicherheit der Bau der „Herz-Jesu-Friedenskirche“, im Ort auch oft „große Kirche“ genannt. Unter Pfarrer Seiwald wurde er begonnen und konnte nur durch die Mithilfe der EichgrabenerInnen vollendet werden. Diese waren sofort zur Stelle, als ihr Pfarrer sie brauchte.

Josef Seiwald (links) bei einer Prozession (Quelle Katharina Kuntner)
 Seiwald war es ein Anliegen gewesen, eine größere Kirche zu errichten, da die „kleine“ Kirche in Eichgraben von 1896 nur 150 Menschen fassen konnte und immer heillos überfüllt war. Er war der Meinung, die Zahl der KirchenbesucherInnen würde mit den Jahren ansteigen, weshalb die „Herz-Jesu-Friedenskirche“ ein solches Ausmaß annahm, dass sie bis heute oft „Wienerwalddom“ genannt wird. 1951 wurde sie als neue Kirche von Eichgraben geweiht.
Eine weitere Geschichte, die vielen EichgrabenerInnen sofort einfällt, wenn sie den Namen Seiwald hören, ist jene der Brückensprengung. In den letzten Kriegstagen sollte das Westbahn-Viadukt in Richtung Wien gesprengt werden, um feindliche Gruppen davon abzuhalten, Eichgraben zu erreichen. Die Sprengsätze waren bereits an der Brücke angebracht, als Pfarrer Seiwald mit Unterstützern aus dem Ort die Verantwortlichen dazu bringen konnte, die Sprengung abzubrechen. An seine Überzeugungskraft erinnert sich auch der Eichgrabner Friedrich Knödler:

Ostern 1945 war keine leichte Zeit für die BewohnerInnen Eichgrabens. Laut Erzählungen mehrerer EichgrabenerInnen hat Pfarrer Seiwald es in seiner Osterpredigt geschafft, wieder Hoffnung auf eine bessere Zeit in den Menschen zu wecken.

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Die Herz-Jesu-Friedenskirche in Eichgraben © Antonia Hafner
Alte Ansicht von Eichgraben mit Brücke (Quelle: Katharina Kuntner)

 

Wenn man den Namen „Josef Seiwald“ in die Datenbank Wikipedia eingibt, öffnet sich der Eintrag über Eichgraben. Darunter findet sich auch diese Geschichte: Nach Berichten von Zeitzeugen soll Pfarrer Seiwald in den Jahren 1943 bis 1944 zwei Mitglieder der Widerstandsgruppe Weiße Rose im Ortsteil Schattau versteckt haben.
Dieses Gerücht konnte von den EichgrabenerInnen nicht bestätigt werden. Viele halten es aufgrund seiner barmherzigen Art jedoch für wahrscheinlich, dass Josef Seiwald jemanden versteckt hatte und es aus Angst um die Sicherheit der Versteckten vollkommen geheim hielt.

Ob wahr oder nicht, Pfarrer Seiwald hat sich seinen Platz in der Geschichte Eichgrabens mit all seinen guten Taten ohnehin verdient.

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Um Pfarrer Seiwald für sein Wirken im Ort zu ehren, wurde sogar ein Weg nach ihm benannt. © Antonia Hafner

 

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